Aranos – Archarcha
Eigenvertrieb
Mitschnitt eines Prager Konzerts. Insgesamt vier meditativ-labyrinthische Geräusch-, Stimm-  und Instrumentexplorationen, bei denen die Geige natürlich eine tragende Rolle spielt. Es darf schon einmal über zwanzig und einmal über dreißig Minuten gehen, wie so oft bei Aranos heißt es auch hier: Zeit nehmen. Nebenbei ist die selbst herausgebrachte CD ein sehr schönes, handgemachtes und bemaltes Kleinkunstwerk.
(Daniel Krčál)

Archon Orchestra – Pong
Muzyka Voln
Geist der Renaissance-Orgel trifft Terry Riley trifft vintage-behafteten Atari-Game-Soundtrack.  Die Band nennt es „holy minimalism" und trifft so ziseliert plätschernd den Geschmacksnerv.
(Daniel Krčál)

Basia Bulat - Heart Of My Own
Rough Trade / Beggars / Indigo
Junge Folk-Dame aus Kanada mit ganz, ganz, ganz großer Stimme. Gerad erst einmal das zweite Album und schon ein regelrechtes Folkpop-Meisterwerk. Bulat bedient sich der Akkordzither in Gitarrenmanier, intoniert am Rande des Kitsches stehende Melodien, die dank ihres Stimmeinsatzes den Seriositätstest mehr als bestehen. In manchen Momenten möchte man fast schon Pop! und Amy Macdonald! rufen, wird aber relativ schnell durch den Stilsicherheits-, Vielschichtigkeits- und Verschrobenheitsfaktor des Albums eines Besseren belehrt.
(Daniel Krčál)

Crippled Black Phoenix -  I, Vigilante
INVADA
Als EP konzipiert, liegt hier eigentlich ein mit jeder Menge Innovationscharakter bestücktes ganzes Album vor. Mit teils schlichten aber stets elaborierten Elementen steigern CBP die ersten drei Stücke zu epischen Monumentalkonstrukten, bei denen Stile und Instrumentierungen in gewohnter Manier verspielt zu einer Art kontemporären Art Rock verschmelzen. Gegen Schluss wird es mit Journeys „Of a Lifetime“ licht bis sentimental, bis schließlich ein Hidden Track ironische Schlagererlösung offeriert. Auch bietet das Album wohl eines der ergreifendsten Sprachsamples der Musikgeschichte: Ein GI erzählt, wie er einen engelsgleich blonden deutschen Kindersoldaten erschießen musste und wie er seitdem von Albträumen verfolgt wird. Ein Muss.
(Daniel Krčál)

Dvar – El Mariil
Shadowplay
Geheimnisumwitterte russische Band gießt mittelalterlichen bis neoklassischen Wein ein, lässt dabei  Elekronikzucker in den Absinth karamellisieren,  schlurft vergnügt von Residents bis Michael Nyman bis Kitsch. Gnomischer Ulk-Kammerpop.
(Daniel Krčál)

Fräkmündt – Urbärglieder
Percht
Wie nah so manch ein Neofolk-Projekt an Weltmusik vorbeischrammt, zeigt sich hier überdeutlich, hat doch der alpine Ur-Folk von Fräkmündt – mit der programmatischen Ankündigung, das Wesen des Landes solle sich im Liedgut wiederfinden -  gute Chancen, die Schweiz beim nächsten Eurovision Song Contest zu vertreten. Und tatsächlich zeichnen Fräkmündt ein Bild, bei dem sich die verqueren subkulturellen Düsterheiten im Kontext der aufgearbeiteten Sagenwelten als originär alpin und fast schon urtypisch erweisen, auf einen gewissen pathetischen Zusatz wird auch nicht vergessen. Klar, man muss so etwas mögen, aber wenn man so etwas mag, dann ist das hier richtig gut.
(Daniel Krčál)

Heliotropes – III
Die drei Drone-Songs, die auf dieser EP geboten werden, haben es faustdick hinter den Ohren: Nicht nur dass sie aufs ordentlich Abrocken nicht vergessen, packen sie auch noch psychedelischen Sixties-Pop und Neofolk-Anleihen dazu.  Noch bieten die Heliotropes in Eigenregie die EP frei zum Download an, aber da wird sich bald ein Label finden, sicher.
(Daniel Krčál)

Lisa o Piu – Behind the Bend
Subliminal Sounds
Nach dem eh schon hoch gelobten Debüt wird ein überzeugendes Mini-Album nachgelegt. Vor allem das 12-minütige „Child of Trees“ verzückt mit dezent verwobener Vielschichtigkeit. Da tanzen die Elfen und wuschelt das Moos.
(Daniel Krčál)

Lowness – Undertow
Ant-Zen
Scott Sturgis reduziert den von Converter gewohnten Power Noise und füllt die Lücken mit wesentlich edleren Zutaten: Kraut, Dub, Tribal, Ambient und Psychedelia. Kaum zu glauben, aber das funktioniert!
(Daniel Krčál)

Man’s Gin – Smiling Dogs
Profound Lore
Beschwingt rockendes Americana in Blues und Moll und Dunkel. Vielleicht nicht ganz so besessen manisch wie einst 16 Horsepower, immerhin kommt da auch schon mal ein Rag-Piano oder ein beherzter Rockchorus zum Einsatz, trotzdem aber tief genug in den Abgründen der amerikanischen Seele.
(Daniel Krčál)

Maps & Atlases – Perch Patchwork
Barsuk Records
Das ist wieder einmal so ein verspielter Math-Rock-Bastard, der eigentlich gar nicht so genannt werden dürfte. Nach einem nicht besonders viel versprechenden Opener wird man sogleich mit einem Richtung Animal Collective abzielenden Gesang in einen Trog Popschmalz geworfen, bevor instrumental wieder befremdet und verzerrt wird. Immer wieder Geistesblitze stilistischen Spielwitzes, vielleicht der eine oder andere hysterische Moment zu viel. Ich sage jetzt einfach: Beherzter Math-Pop-Folk-Rock und warte ab, ob sich das, was gefällt, nicht allzu schnell abhört.
(Daniel Krčál)

Anais Mitchell – Hadestown
Righteous Babe Records
Ein Folk-Konzeptalbum der Extraklasse rund um Orpheus und Eurydice, mit üppigen Beiträgen von Leuten wie Bon Iver, Greg Brown oder Ani DiFranco. Es ist nicht unbedingt nur das Konzept, de facto eine fein strukturiertes Musik-Theaterstück mit klarem Handlungsstrang und durchdachter   personeller Zuordnung, das dieses Album so groß macht, sondern vielmehr der Umstand, dass fast ein jeder Song ein Juwel für sich ist und musikalisch brilliert.
(Daniel Krčál)

Scout Niblett - The Calcination of Scout Niblett
Drag City
Und wieder! Wieder beweist Scout Niblett, möglicherweise aber auch Steve Albini, dass eine gesunde Reduktion auf das Wesentliche mitunter erst überhaupt zu kräftigen Resultaten führt. Packend, wie gewohnt. Scout Niblett ist ja eh schon längst jedermanns Liebling und dürfe dies mit diesem Album auch bleiben.
(Daniel Krčál)

Rome - Nos Chants Perdus
Trisol
Rome hatten ja schon einen beachtlichen Weg hingelegt, als aus der Oi-Punk-Band Skinflicks eines der inspiriertesten Neofolkprojekte ever wurde. Von Beginn an war das Thema Wegnahme von Strom und Pomp, auch diesmal, die Arrangements werden dezenter, die Synkopen und Gedankenpausen länger, die Färbung intimer. Und genau da entfalten Rome wahre Größe, im Füllen der Lücken durch poetische Lamgsamkeit und Jerome Reuters wunderschön dunkle Stimme, im Entdecken des eigenen Chansons. Genuiner Folk Noir, den man in der Form nicht oft zu hören bekommt.
(Daniel Krčál)

Sieben - Star Wood Brick Firmament
Redroom
Ein Mann und seine Geige als Band – neues Kapitel. Die gezupft-geloopten Stränge sind zuverlässige Song-Strukturgeber und auch andere Zutaten so wie eh und je -  und dennoch: Da ist eine Weiterentwicklung drinnen, die gemäß dem sich stets perfektionierenden Selbstverständnis Howdens  Helles noch heller erstrahlen lässt.  Matt Howdens new-waviger Gesang rangiert wieder von lieblich bis leidenschaftlich, doch das Klangbild ist ruhiger, sphärischer, privater als gewohnt. Und dann im nächsten Moment dennoch üppig oszillierend und fast schon discoartige Beateffekte erzielend. Ein melancholisches, atmosphärisches Kraftpaket.
(Daniel Krčál)

Spiritual Front – Rotten Roma Casino
Trisol
Die stets zuckersüß dekadenten Spiritual Front packen ihre Perversionen neuerdings in noch mehr produktionstechnisch astreinen Pop. Das klingt einerseits groß, im Ganzen dann aber leider etwas zu unverfänglich und nach Erfolg heischend. Dennoch, die Streicher jagen der kabarettesken Lust nach und  „german boys“ treiben es „in uniforms“. Wird das nächste Werk eine Kombination  aus dem hier und der doch besseren Inspiration des Vorgängers „Armageddon Gigolo“, könnte der Erfolg dann auch ganz ungezwungen und unverwaschen daherkommen.
(Daniel Krčál)

 

 

An Albatross
Eyeballl/Trost
Die Albatrosse lassen sich nicht fangen, sondern ziehen in aggressiven Zweiminütern eine ordentliche Spur der Verwüstung hinter sich. Mit Discobeat und Stakkatogitarrenlicks, ein Orgelchen dient als Brücke, schreit und spuckt der Hauptmann im Takt gegen seine eigene Oma. Man denkt an die Flying Luttenbachers, die Blood Brothers, Arab on Radar, Plot to Blow up the Eiffel Tower oder hält An Albatorss für die Ottos von Schirachen des Rock. Kurz und schmerzvoll, das gefällt!
(Rokko)

Balmorhea – River Arms
Western Vinyl
Wie entzückend kann Instrumentalmusik noch sein? Macht süchtig, lässt aufatmen.
(Daniel Krčál)

Bleeding Heart Narrative - All That Was Missing We Never Had In the World
Tartaruga
Unter unüblichen Temperaturen gebackener Post-Rock- Kuchen mit einer dicken Glasur Neoklassik. Schmeckt streckenweise formidabel.
(Daniel Krčál)

Dead Elephant – Lowest Shared Descent
Robotradio Records/Donnabavosa Recorda
Wie immer bei Robotradio Records: zuckersüß und mit Liebe verpackt! Das Cover hat mich spontan an Lynchs „Eraserhead” erinnert, musikalisch geht es hier zwar auch deftig, aber anders deftig zur Sache: Post Hardcore zum Mitschreien und Mitbouncen, der aber nicht überholt klingt, sondern clevere Hooks und einige Überraschungen in petto hat. Einmal wird ein Charles Bukowski-Text vertont und arg geil ist es z. B. auch dann, wenn das Free Jazz-Gebläse von Luca Mai (Zu) über das irrwitzige Fundament brettert oder Eugene Robinson (Oxbow!!!) mit seiner Killerstimme zum Totschlag ausholt. Wow!
(Rokko)

duo adé – hungrige speisen
Chmafu Nocords
2000 als Nebenprojekt zu Code Inconnu angefangen, präsentiert das Improvisationsduo nun seine verqueren Klangräume. Atmosphärische Geräuschteppiche verweben sich mit Melodiebögen. Auf Platte ist so etwas sehr schwierig spannend zu halten, live macht man damit sicher mehr Gefangene.
(Rokko)

Mathias Eick - The Door
ECM
Obwohl alles andere als futuristisch, sondern teils sogar eher fest in der Vergangenheit verankert, weist dieses Album sehr deutlich in Richtung Zukunft des Jazz. In diesen Arrangements findet viel Großes ebenbürtig und unaufdringlich Platz, und eine schiere Weitläufigkeit packt Alles in eine schlaue kompositorische Gesamtheit.
(Daniel Krčál)

Exits to Freeways – Spilling Drinks, Spelling Names
Nois-O-Lution
Schlagzeug-, Bass-, Gitarre-Trio, das im Postcore dahinschlachtet, aber durchgehend eine optimistische Grundstimmung mithilfe feiner Melodiebögen beibehält. Nicht gefällig, aber doch so freundlich, dass es sogar in Indie-Charts punkten könnte.
(Rokko)

Burnt Friedman & Jaki Liebezeit - Secret Rhythms 3
Nonplace
Was wurde der Begriff “intelligente Rhythmen” nicht schon strapaziert, doch hier geht es einfach nicht anders. Wie Liebezeit seine hatschenden und einzigartigen perkussorischen Abenteuer seit alten CAN-Tagen stets so frisch und neuartig erscheinen lassen kann, das hat schon was Mirakulöses. Die Friedman-Kollaborationen sind von Beginn an kongenialisch und dies hier der absolute Höhepunkt. Lässt sich das nächste Mal wohl nur noch durch einen Laswell- oder Wobble-Bass toppen.
(Daniel Krčál)

Gigi’s Gogos – Live at alter Schl8hof Wels
Zach Records/Interstellar
Beginnt mit einer kleinen Reminiszenz zum Film “Freaks”, in die nach zwei Minuten Dirigent, Komponist und Arrangeur Gigi Gratt (ziemlich sauber einstudiert!) sein 13-köpfiges FreeJazzRockImproWhatever-Ensemble die Klippe runterstößt, bloß um hinterher zu springen. Diese Dampfwalze ist eine mächtige Kampfeinheit, in der drei Schlagzeuger (u. a. DD Kern), ein Percussionist, drei Bässe, drei E-Gitarren und drei Saxophone werken – den Rest kann man sich vorstellen!
(Rokko)

Hawnay Troof – Islands of Ayle
Retard Disco/Trost
Hawnay Troof ist ein Teil der im letzten Heft vorgestellten XBXRX, wo er als Vice Cooler auftritt. Als Hawnay Troof allerdings macht er keine Rockdekonstruktionen in Höchstgeschwindigkeit, sondern wurschtet sich irgendwo zwischen den älteren Beastie Boys, Gameboy-Sounds und als trashig glitzernder Gastgeber herum. Illustre Gäste wie Xiu Xiu, Carla Bozulich und Brezel Goring (Stereo Total) taten ihr übriges zur Ayle-Insel bei.
(Rokko)

Helga Blohm Dynastie – Hotel Graf
Horse Records
Deutscher trashiger Bluesfolk, aber nicht so brutal wie aus der Schweiz, sondern recht lieblich und im Indie-Outfit. Fragt mich nicht, was Bandname oder Albumname bedeuten sollen. Ich finde es jedoch stets angenehm, nicht immer alles verstehen zu müssen.
(Rokko)

Hell Domino – Discography
Robotradio Records/Wallace Records
Kräftiger Rock aus Italien, der konsequent das ganze Album hindurch immer am Gas bleibt. In manchen Situationen sicher passend, in den meisten leiert sich das aber nach ein paar Nummern aus. An ein paar Stellen klingt das Schlagzeug nach United Movement (spielt’s ihr wiedermal?!) und wunderschön verpackt ist die CD auch. Wer grade eine Scheidung hinter sich hat und das Junggesellenleben wiedererwecken will, der oder dem rate ich zu Hell Domino.
(Rokko)

Horologium – Earthbound
Old Europa Cafe
Grzegorz Siedlecki geht mit seinem fünften Horologium-Album neue, eingängigere Wege. Stimmlich durch Troy Southgate um einen großen Sänger/ Erzähler bereichert, ist „Earthbound“ eine organische Synthese aus epischen Klassik-Loops, rhythmischen Martial-Effekten und Nietzscherianischem Wahnsinn. Gelungen.
(Daniel Krčál)

In_Ruin – A_Ghost_to_Be_Forgotten
HeidenVolk
Erfrischend und harmonisch gehaltener Düsterfolk, trotz oder gerade wegen aller szenetypischer Attribute hörenswert.
(Daniel Krčál)

Japanther vs The Pharmacy – Split 7“
Bachelor Records
Wow, dass sich ins Salzburg also auch was tut, davon habe ich irgendwie noch nie gehört. Bachelor Records zumindest ist in diesem Bundesland zu Hause und wirft zwei Ami-Bands auf einen Haufen: Zum einen Brooklyns (einstiges) LoFi-Duo Japanther, das auch mit dem Coversong „Not At War“ seine typische Art beibehält und einfach nach Japanther klingt. The Pharmacy, auf der anderen Seite, machen Happy-Sunshine-Pop, der im lächelnden Bombast zu fragen anfängt: „What are you doing with your life?“ Mit dem buntesten Cover, das Welt je gesehen.
(Rokko)

Killed By 9V Batteries – Escape Plans Make It Hard To Wait For Success
Siluh Records
Neues Album der Steirer Rocker, bei denen die Gitarre irgendwo zwischen Sonic Youth und den Thermals quietscht und kracht. Die Batterien sind sich dessen bewusst, dass es derlei Kreuzungen schon gegeben hat – aber es geht wie immer ums Selbermachen. Kommt sympathisch!
(Rokko)

The Legendary Pinkdots – Plutonium Blonde
ROIR
Immer wieder die gleichen Zutaten, immer wieder die gleichen Melodiefragmente, immer wieder Ka-Spel. Immer wieder gut. Kult.
(Daniel Krčál)

Lepenik – Grete vor dem Haus
Chmafu Nocords
26 Minuten muss Grete vor dem Haus warten. Die Zeit verbringt sie damit, ein minimalistisch gehaltenes Klavierstück zu hören. Robert Lepenik hält es mit diesem Werk zurückhaltend und still, verglichen mit seinen anderen Projekten (u. a. Fetish 69, The Striggles). Trotzdem ist die CD keineswegs entschärft, wenn man sich Zeit nimmt, kratzt einen die Grete ziemlich auf.
(Rokko)

Lucertulas – Tragol De Rova
Robotradio Records
Im strengen Rahmen von acht Songs in 26 Minuten schaffen es Lucertulas dennoch, psychedelische Ruhepole mit extravaganten Lärmrockwalzen zu vernetzen. Der Schreihals klingt wie ein Bud Spencer auf Helium, der sich grad furchtbar aufregen muss. Zu dritt bringt diese Combo einen ordentlichen Radau zusammen.
(Rokko)

The Makeouts – Worst Band Ever
Bachelor Records
“In fact this is a misprint, if you look at the cover, it’s clear that it should be ‘Worst Looking Band Ever’.” Nein, so hart braucht man mit den Makeouts gar nicht ins Gericht gehen. Wer fragt, was sie Neues machen, stellt die falsche Frage. Die drei Schweden erfinden kein Rad oder sonst was neu, sondern rocken im 4/4-Takt die 1970er nach. Wer davon noch nicht genug hat, der greife zu. Bachelor Records – Österreichs Antwort auf Voodoo Rhythm? Statt Primitive Rock’n’Roll gibt’s hier allerdings Primitive Punk.
(Rokko)

The Miserable Rich – 12 Ways to Count
Hazlewood
Schöne Instrumente, schöne Stimme, schöne Songs, schöner Humor, schöner Folk. „They call me a pisshead, but what do they know?“ – und das ist aber zärtlich gemeint. So kann’s gehen.
(Daniel Krčál)

Monster Zoku Onsomb! – Earth Eaters
Solnze Records
Australische Partytiger, die hübsch kostümiert mit dicken Beats und allen nur erdenklichen Samples ziemlich genau das ergeben, was dabei rauskommen würde, wenn man die Messer Chups und Phantomsmasher eine Nacht in den Schnapskeller sperren würde.
(Rokko)

Original Silence – The Second Original Silence
Smalltown Superjazz/Trost
OK, mehr als die Namen der sechs Größen aus den Bereichen Free Jazz und experimentellen Rock, die hier aufeinander losgehen, braucht man eigentlich gar nicht zu nennen: Mats Gustafsson, Thurston Moore, Jim O’Rourke, Terrie Ex, Massimo Pupillo, Paal Nilssen-Love. Wie es klingt? Genauso, wie man es sich vorstellen würde: Freies Gejazze, das von einem räudigen Bluthund gejagt wird. Eine ordentliche Fetzerei!
(Rokko)

Othala - Når alting er glemt
Ravenheart Productions
Dänen spielen auf einem tschechischen Label so eine Art Neofolk. Teils sehr düster, gleichsam die leidvollen Sterbevocals direkt aus der Gruft hinaus röchelnd. Dann wieder nordisch und lieblich feminin, zithereske Gitarren und nordisches Jodeln einverleibend.
(Daniel Krčál)

Ovo and Bill Horist – I Love Ljubljana
Friends and Relatives Records
Das italienische Duo Ovo tut sich hier mit dem nordamerikanische Experimentalgitarristen Bill Horist zusammen, der in der Tradition eines Fred Frith steht. Gut 25 Minuten dauert dieser Livemitschnitt aus dem Jahr 2002 von einem Studentenradio in Ljubljana. Sphärische Flächen, die zwar nicht mit der Gewalt von Ovo vorgehen, aber nicht weniger einnehmend sind. Ich finde es immer wieder schön, wenn Musiker nicht irgendwo stehen bleiben, sondern ihre Tintenfischarme in alle möglichen Richtungen ausstrecken!
(Rokko)

Parts & Labor – Receivers
Jagjaguwar, Brah Records/Trost
Frisch aus Hiptown Brooklyn kommt dieser fiepsige Rocker mit elektronischer Verstärkung und einem stets positiven Unterton. Wenn Japanther am einen, die Liars am anderen Ende stehen und TV on the Radio die unbekannte dritte Kraft sind, dann hausen Parts & Labor genau in der Mitte dazwischen. Wo The Wire da allerdings Wolf Eyes-artige Noisegeficke sieht, konnte ich leider nicht rausfinden.
(Rokko)

Petula Clarck/ Eldinah/ Graffen Völder – Yo Split
Block Bunker Records
Drei belgische Krachcombos mit komischen Namen, jede kriegt zwei Nummern: Den Anfang machen Petula Clarck mit zwei schnörkellosen und eher unspannenden Stücken. Eldinah setzen mit mehr Druck nach, kleine Don Vito-Reminiszenzen lassen sich heraushören, später wird gemath-rockt. Graffen Völder gehen dann ans Eingemachte und stoßen mit schwerer Rhythmussektion schwindelige Zuhörer von der Klippe. Aufpassen!
(Rokko)

Putiferio – Ate Ate Ate
Robotradio Records
Mit schönen Liedtiteln wie „Give peace a cancer“, „Hate ate 8“ und „Where all the razors gone?“ erwartet man schon eine feste Keule ins Genick. Die fühlt sich dann an, als hätten US Maple Fantômas gehört und wären dabei mit 78 statt 33rpm gefahren. Zu den exakten Rhythmuswechselgebolze gesellen sich Elektrofiepser, feste Beats und Passagen, die eine Nivellierung der Brutalität verhindern. Alles andere als nett!
(Rokko)

Rosolina/Trumans Water – Split CD
Robotradio Records
Die langgedienten John Peel-Lieblinge Trumans Water sind hier recht zugänglich. Staub haben sie nicht angesetzt, aber auch keine Überraschungen parat. Rosolina Mar erinnern an gestraffte und begradigte US Maple, die den Hasen instrumental jagen. Im verquasteten zickzack-Gehopse würde mich das mehr überzeugen.
(Rokko)

RTX – J.J. Got Live RaTX HYPERLINK "http://www.dragcity.com/catalog/records/dc353.html"
Drag City/Trost
Lüge! Kein Livemitschnitt, sondern ein straightes Hardrock-Album mit singenden Gitarren und rotzigem Gesang. Hinter RTX stecken Jennifer Herrema, Ex-Royal Trux-Lady, und ihre Crew. Der Soundtrack zu diesen fiesen amerikanischen Rockerbars, wo die fetten Typen in Lederjacken Billiard mit Menschenköpfen spielen, während das Bier den langen Bart runtertropft. Hatten wir das nicht schon mal?
(Rokko)

Svarrogh – Yer Su
Ahnstern
Hier wird eine wahrlich eigene Stimmung erzeugt. Landschaftsklänge führen durch Balkangeschrammel und avantgardistisch anmutenden Folk. Gesang und Tempi sind beinhart zwischen (Black-)Metalanleihen, schamanistischen Invokationen und Naturmystizismus angesiedelt. Da schütteln die schlummernden bulgarischen Waldgeister ihre Knochen zum Kuhglockentanz!
(Daniel Krčál)

These Arms Are Snakes – Tali Swallower and Dove
Suicide Squeeze/Trost
OK, die kommen mit dieser produziert rauen Stimme daher. Das ist zwar kein New Metal, aber hört sich insgesamt ähnlich halbstark an. Ich glaube, man könnte das auch anders formulieren: Wenn ich mich recht an die Steinzeit erinnere, fand das Magazin Visions, dass das DIE Newcomer wären. Ich hab die mal live gesehen und dann konnte ich mir das richtig gut vorstellen – von der Visionswarte aus. Weder Fisch noch Fleisch.
(Rokko)

Under the Pledge of Secrecy – The Convoluted Line EP
5gegen5000 / Yskalnari
N’oida, was isn da los?! Das Ding geht an wie ein Griff ins Starkstromkastl. Ein komplexer und technisch raffinierter Abzug von Metal aus Deutschland, der keine Faxen erlaubt. Das Grindgedresche nebst kurzen freischwebenden Flächen ist aufs genaueste durchgerechnet und geprobt. In 18 Minuten vier Songs zu packen, da lässt sich schon ein ziemlicher Ratzfatz entwickeln. Kommt im hübschen Digipack mit Poster daher.
(Rokko)

VA – Predestination Records Vol. 2
Predestination Records
Sampler des schottischen Labels Predestination Records mit Le Singe Blanc, Ex Wives, Dead or American und einigen mehr. Stellenweise recht feine Zusammenwürfelung aus Heavy Shit, Disco Punk und Noise Rock-Krachern.
(Rokko)

Western Fifth – Stand Like a Thief
Small Fridge Records
Countrylike und larmoyant. Streckenweise an die schon nicht mehr wahr sein wollenden Green On Red gemahnend. Solides Handwerk.
(Daniel Krčál)

Hector Zazou – Corps Electriques
Signature
In Anbetracht des viel zu frühen Todes des großen Komponisten im September dieses Jahres sei auf sein letztes, im Frühjahr erschienenes, Album verwiesen. Nicht sein bestes Werk, aber exemplarisch und eine Aufforderung, sich mit alten Großtaten auseinanderzusetzen!
(Daniel Krčál)

The Zen Circus & Brian Ritchie – Villa Inferno
Unhip Records/Noise-O-Lution
Brian Ritchie, bekannt von den Violent Femmes, marschiert mit seinem Zirkus eins, zwei, drei, herum um die Stadt. Klingt nach 1990er, Ritchies Hausband und den Pixies, wobei sich verdächtig oft ein kleiner Ska-Offbeat einschleicht, der hier auf ähnliche Weise wie bei Gogol Bordello verwendet wird.
(Rokko)